Dechant Hardt stellt uns in seiner Serie „Gedanken zu den Lesungen des Tages“ jeden Tag einen neuen Impuls vor.
Freitag der 14. Woche im Jahreskreis
Lesung: Hosea (14, 2-10)
Evangelium: Matthäus (10, 16-23)
Die Schafe, die mitten unter die Wölfe geschickt werden – nun diese Tiere sind keine zoologischen Renommierstücke. Sie eignen sich nicht für heraldische Symbole. Da ist der Löwe schon ein ansehnlicheres Wappentier. Aber Jesus will mit diesem zoologischen Bild von den Lämmern auf etwas ganz Bestimmtes deuten. Er deutet daraufhin, dass die Kirche wehrlos sein muss. Ihre Stärke kann nicht darin bestehen, dass sie durch Konkordate und Rechtsverträge eine stabile Position in der Gesellschaft hat, dass sie durch Gotteslästerungsparagraphen vor allzu massiven Angriffen bewahrt wird und den Schutz eines öffentlichen Tabus genießt. Je mehr sie so unter menschlichem Schutz steht und je mehr sie sich durch Machtgewinn sichert, um so schwächer, impotenter und belangloser wird sie in Wirklichkeit. Das ist paradox, aber es ist so. Ihre Stärke besteht nur im Vertrauen auf den Hirten und im Glauben an den, der sie sendet. Aber diese Kraft der Geringen (ausgerechnet sie!) wird auch den stärksten Tyrannen trotzen, und dieses Salz des Glaubens wird die Erde vor Fäulnis bewahren.
H. Thielicke